Ein regenbogen-farben beleuchteter Tunnel zur U-Bahn in Istanbul.

Wirtschaft in der Türkei

Wirtschaftsbeziehungen mit Herausforderungen und Potenzial
Neben den Folgen der schweren Erdbeben im Februar 2023 beutelt die Türkei derzeit unter anderem eine hohe Inflation. Traditionell sind Deutschland und die Türkei enge Handelspartner. Trotz der Herausforderungen bietet das Land ein großes Potenzial für Handel und Expansion.

Die mehr als 80 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern der Türkei stellen einen großen Markt dar. Noch dazu ist es ein junger: Etwa die Hälfte der Bevölkerung ist unter 33 Jahre alt. Die Bereiche erneuerbare Energien, Infrastruktur, Tourismus und Umweltschutz bieten vielfältige wirtschaftliche Chancen. Derzeit werden neue Technologieentwicklungszonen erarbeitet und es besteht ein hoher Investitionsbedarf.

Auf einen Blick: Kurzinformationen zur Türkei

Bruttoinlandsprodukt (BIP)
rund 817,5 Milliarden US-Dollar (2021)¹
BIP pro Kopf, jeweilige Preise
rund 9.654 US-Dollar (2021)¹
Inflationsrate gegenüber dem Vorjahresmonat
rund 55,18 Prozent (Februar 2023)²
Gini-Index (Je höher, desto höher die Ungleichverteilung der Einkommen)
41,9 Prozent (zuletzt gemessen 2019)³
Einwohnerzahl
86.675 Millionen (2021)⁴
Gesetzlicher Mindestlohn
8.500 Türkische Lira/Monat (rund 426 Euro) (2023)
Export: Deutschland in die Türkei
21,726 Milliarden US-Dollar (2021)⁵
Import: Deutschland aus der Türkei
19,312 Milliarden US-Dollar (2021)⁵

Wirtschaft und Finanzen 

Bedeutende Wirtschaftszweige der Türkei sind etwa die Textil- und Automobilindustrie sowie die Elektronikbranche, der Bergbau und der Tourismus. Istanbul ist das Zentrum der türkischen Wirtschaft. Beliebte Standorte sind aber beispielsweise auch die Marmara-Region sowie die Städte Bursa und Izmir. In der Zentraltürkei und Südostanatolien sind neue Industriezentren entstanden. In Westanatolien spielt vor allem die Landwirtschaft eine große Rolle. Angebaut werden unter anderem Haselnüsse, Tabak, Oliven, Wein und Baumwolle.

Deutschland und die Türkei sind enge Partner im Außenhandel. So hat Deutschland 2021 Waren im Wert von 21,726 Milliarden US-Dollar in die Türkei exportiert. Die Exporte der Türkei nach Deutschland lagen im gleichen Zeitraum bei 19,312 Milliarden US-Dollar. Noch immer bestehen Sonderregelungen für den Export bestimmter Waren in die Türkei. Die Zollabkommen zwischen der EU und der Türkei vereinfachen den Handel jedoch.      

Besonderheiten für ausländische Investoren 

Die meisten ausländischen Investitionen in der Türkei stammen aus Deutschland. Aktuell gibt es dort etwa 7.500 Unternehmen mit deutscher Kapitalbeteiligung. Ausländische Investorinnen und Investoren sind prinzipiell den inländischen gleichgestellt. So gibt es keine türkischen Mindestbeteiligungen an Gesellschaften in der Türkei und keine zusätzlichen Investitionsgenehmigungen.     

Unternehmensgründung

Wenn Sie als deutscher Staatsbürger oder deutsche Staatsbürgerin in der Türkei wohnen und arbeiten möchten, brauchen Sie eine Arbeitserlaubnis. Genauere Informationen finden Sie beim Investitionsbüro der Präsidentschaft der Republik Türkiye .      

Bei der Unternehmensgründung entspricht die türkische Limited Sirket einer deutschen GmbH, die Anonim Sirket einer Aktiengesellschaft. Bei den Personengesellschaften ist die Komandit Sirket das Pendant der deutschen Kommanditgesellschaft (KG). Die Regelungen weichen jedoch im Detail ab. Eine umfassende Beratung ist notwendig. Die Türkisch-Deutsche Industrie- und Handelskammer  (AHK Türkei) ermöglicht ein großes Beratungsangebot inklusive Marktberatung und Visumsleistungen.      

Kauf und Eigentum von Immobilien 

Als ausländische Privatperson dürfen Sie in der Türkei Grundstücke mit bis zu 30 Hektar Land (30.000 Quadratmeter) ohne Sondergenehmigung kaufen. Eine Ausnahme bilden bestimmte Gebiete, zum Beispiel militärische Sicherheitszonen. Dabei darf auf ausländische Eigentümerinnen und Eigentümer maximal 10 Prozent der in den Bauleitplänen ausgewiesenen Fläche auf Bezirksebene fallen.

Wichtig ist, dass es nach Kauf des Grundstücks rasch einen Bebauungsplan gibt. Besteht dieser zwei Jahre nach dem Kauf noch nicht, kann der Erwerb möglicherweise aufgehoben werden. Kaufverträge für Immobilien werden in der Türkei - anders als in Deutschland - direkt beim Grundbuchamt geschlossen, sodass ein Notariat nicht notwendig ist. Informieren Sie sich vorab auch über die Kaufnebenkosten, etwa Grundbuchgebühren und Steuern.      

Beziehungen zur Europäischen Union

Die Türkei ist seit 1999 Beitrittskandidat der Europäischen Union (EU). Die Verhandlungen zum Beitritt wurden im Oktober 2005 aufgenommen. Aufgrund von Verletzungen der Menschenrechte, mangelnder Rechtsstaatlichkeit und der Nichtanerkennung von Zypern wurden sie jedoch eingefroren. Im Türkei-Bericht 2021 der Europäischen Kommission werden zudem weitere Punkte aufgeführt, in denen sich die Türkei von den Werten der EU entfernt – beispielsweise keine Einhaltung der Gewaltenteilung. Aktuell gibt es daher zahlreiche Spannungen zwischen der EU und der Türkei. Eine türkische Vollmitgliedschaft wird damit immer unwahrscheinlicher.      

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Häufige Fragen zur Wirtschaft in der Türkei

1

Warum ist die Türkei nicht in der EU?

Die Türkei ist seit 1999 Beitrittskandidat. Die EU-Staaten haben die Beitrittsverhandlungen jedoch wegen der Verletzung von Menschenrechten, mangelnder Rechtsstaatlichkeit in der Türkei sowie der Nichtanerkennung von Zypern durch die Türkei eingefroren.

Die türkischen Exporte nach Deutschland umfassen vor allem Textilien sowie Lederartikel, Kraftfahrzeuge, Nahrungsmittel sowie Maschinen.

Die wirtschaftliche Situation des Landes ist nach wie vor stark angespannt. Die Folgen der Erdbeben im Februar 2023 stellen nur eines von vielen gravierenden Problemen dar. Die hohe Inflation (rund 55,18 Prozent im Februar 2023 gegenüber dem Vorjahresmonat) gilt es ebenso rasch anzugehen wie das seit Jahren unstete Wirtschaftswachstum. Es besteht ein hohes Leistungsbilanzdefizit. Das heißt, die Türkei importiert mehr Güter, Dienstleistungen und Kapital aus dem Ausland als sie exportiert. In der weiteren Entwicklung bleibt abzuwarten, ob sich die Wirtschaft etwa nach den Wahlen 2023 mittelfristig entspannen kann. Das hängt unter anderem davon ab, ob gegebenenfalls eine neue türkische Regierung das Vertrauen der internationalen Kapitalmärkte zurückgewinnen kann.

Gründe für die hohe Inflation sind unter anderem die gestiegenen Energiepreise und eine schwache Türkische Lira, durch die importierte Waren im Preis steigen.

Den größten Exportanteil haben Fahrzeuge, gefolgt von Eisen und Stahl sowie Bekleidung.

Die Importe der Türkei aus Deutschland umfassen beispielsweise Kraftfahrzeuge und Zuliefererteile für die Automobilindustrie, Maschinen und chemische Produkte.

Wichtig ist eine kompetente Beratung. Der EuropaService der Sparkassen-Finanzgruppe unterstützt Sie beispielsweise mit Länderinformationen und dem Kooperationsservice.      

Beispielsweise sind folgende Dienstleistungen möglich:

  • Bankverbindung und Kontoeröffnung
  • Electronic Banking
  • Leasing
  • Geschäftspartnersuche
  • Investitionsbedingungen und Fördermöglichkeiten
  • Standortinformationen
  • Informationen zur Firmengründung
  • Gesellschaftsgründung und treuhänderische Verwaltung
  • deutsch und englischsprachige Begleitung vor Ort
  • Vermittlung von lokalen Dienstleistern

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