Schlafmangel ist ein wachsendes Problem, das nicht nur die individuelle Gesundheit beeinträchtigt, sondern sich auch erheblich auf die Produktivität am Arbeitsplatz auswirkt.
Wissenschaftliche Studien führen klar vor Augen, dass Schlafmangel die Leistungsfähigkeit beeinträchtigt.
Es gibt sowohl kostenpflichtige als auch kostenfreie Möglichkeiten, die Schlafqualität zu verbessern. Von ersterem profitieren einige Unternehmen.
Fast jeder Zweite in Deutschland (43 Prozent) hat gelegentlich Schlafprobleme, jede zehnte Person sogar dauerhaft. Die Ursachen sind unterschiedlich: äußere Einflüsse wie Stress, Wetterbedingungen, Erkrankungen oder das Gedankenkarussell. Selbst eine einzige Nacht ohne ausreichenden Schlaf kann das Gehirn vorübergehend beeinträchtigen. Haben Menschen dreimal pro Woche über einen Zeitraum von einem Monat hinweg Schlafprobleme, spricht man von Schlaflosigkeit oder Insomnie. Das Ergebnis: eine verminderte Produktivität, beeinträchtigte kognitive Leistungsfähigkeit, ein geschwächtes Immunsystem oder gar Schäden der Blutgefäße.
Zwischen 2018 und 2021 berichtete etwa ein Drittel der deutschen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen von Schlafstörungen. Dies führte zu einem Anstieg von Fehlzeiten am Arbeitsplatz. Arbeitnehmer mit Ein- und Durchschlafstörungen melden sich laut Barmer Gesundheitsreport häufiger krank. Im Durchschnitt fehlen sie beinahe dreimal mehr am Arbeitsplatz als Menschen ohne Schlafprobleme.
Eine umfangreiche Studie von Samsung analysierte anonym die Schlafdaten in insgesamt 716 Millionen Nächten von Probanden und Probandinnen mit Schlaftrackern – weltweit. Die durchschnittliche Schlafdauer sank von 7 Stunden und 3 Minuten im Zeitraum Juni 2021 bis Mai 2022 auf unter 7 Stunden im Folgejahr. Natürlich hat jeder sein individuelles Schlafbedürfnis. Aber als Faustregel gilt, gemäß der National Sleep Fondation: Erwachsene zwischen 18 und 64 Jahren sollten 7 bis 9 Stunden Schlaf pro Nacht anstreben, während Personen über 65 Jahren 7 bis 8 Stunden empfohlen werden.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat insgesamt etwa 100 Formen von Schlaf-Wach-Störungen identifiziert. Diese haben sich zu einem erheblichen Kostenfaktor gemausert. Menschen mit Schlafproblemen verzeichnen laut Ingo Fietze, Leiter des Interdisziplinären Schlafmedizinischen Zentrums der Charité Universitätsmedizin Berlin, bis zu drei- oder viermal mehr Fehltage am Arbeitsplatz als jene ohne Schlafprobleme. Die Kosten stiegen seiner Aussage nach weiter durch Arbeitsunfälle, Verkehrsunfälle und Haushaltsunfälle, die auf mangelnde Konzentration durch Übermüdung zurückzuführen sind.
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So viel kosten müde Arbeitnehmende die deutsche Wirtschaft jedes Jahr.
Langschläfer sind gesellschaftlich mit einem negativen Image behaftet. Kurzschläferinnen dagegen werden oft bewundert, mit wie wenig Schlaf sie auskommen. Dabei entscheidet ein Gen darüber – einige wenige haben es, andere nicht. Trotz der gewagten Inszenierung von Kurzschlafenden, zu denen oft führende Politiker und Managerinnen gehören, zeigen wissenschaftliche Studien ein anderes Bild: Schlafmangel schwächt die kognitive Leistungsfähigkeit. Unausgeschlafene Menschen können sich schlechter konzentrieren und sind weniger kreativ.
Dieser Mangel führte laut WirtschaftsWoche unter anderem zum Auflaufen des Öltankers Exxon Valdez und der Explosion der US-Raumfähre Challenger.
Wie so oft profitieren die einen vom Verlust der anderen. So verzeichnet der Markt für Schlafmittel in Deutschland 2024 laut Statista voraussichtlich einen Umsatz von mehr als 213 Millionen Euro, wobei bis 2028 ein jährliches Wachstum von 1,48 Prozenterwartet wird. Die Vereinigten Staaten werden weiterhin den größten Anteil am weltweiten Umsatz für sich verbuchen, mit prognostizierten 1.347 Millionen Euro im Jahr 2024.
Ein wesentlicher Faktor ist die steigende Akzeptanz von Schlafmitteln. Die verstärkte Aufklärung über die Bedeutung von Schlaf für die Gesundheit hat dazu geführt, dass Verbraucher und Verbraucherinnen bereitwilliger Schlafmittel nutzen, um ihre Schlafqualität zu verbessern. Eine gefährliche Tendenz, weil sie nicht die Ursachen bekämpft.
Parallel dazu erwächst ein Trend hin zu natürlichen und pflanzlichen Schlafmitteln, da viele Menschen alternative, schonende Behandlungsmethoden bevorzugen. Etwa 15 Prozent der Menschen geben Geld für rezeptfreie Schlafmittel aus, wobei pflanzliche Mittel wie CBD, Baldrian und Johanniskraut besonders beliebt sind. Auch das körpereigene Schlafhormon Melatonin gibt es mittlerweile in verschiedenen Formen. Diese Präferenz hat die Verfügbarkeit und Vielfalt natürlicher Schlafmittel in deutschen Apotheken und Drogeriemärkten deutlich erhöht. Da Schlafstörungen in ihren Symptomen und Ursachen sehr unterschiedlich sein können, gibt es für jede und jeden eine Lösung bei Einschlafstörungen, Durchschlafstörungen und Schlafapnoe. Wichtig: Auch wenn diese Mittel frei verkäuflich sind, sollte man bei länger anhaltenden Störungen medizinischen Rat einholen.
Darüber hinaus spielt auch der demographische Faktor eine entscheidende Rolle: In Deutschland leben aktuell viele ältere Menschen, die häufiger von Schlafproblemen betroffen sind und daher verstärkt zu Schlafmitteln greifen. Einer Kohortenstudie zufolge nimmt die Gesamtschlafzeit vom 40sten bis zum 70sten Lebensjahr um etwa 10 Minuten pro Lebensdekade bzw. eine Minute pro Lebensjahr ab.
Die wirtschaftlichen Chancen hat nicht nur die klassische Pharmaindustrie für sich erschlossen. Eine blühende Schlafindustrie hat sich entwickelt, die eine breite Palette von Apps, technischem Equipment, speziellen Kissen und oder gar Workshops anbietet, um den Menschen zu einem erholsamen Schlaf zu verhelfen. Dafür greifen Menschen mitunter tief in die Tasche. Noch mehr Geld lässt sich ausgeben für die Schlafhygiene: Matratzen und Bettwäsche, Vorhänge und speziellen Wecklampen, Wake Up Lights.
Wenn Sie zu denjenigen gehören, bei denen Schlafprobleme nicht gesundheitlich, sondern eher stressbedingt sind und nur gelegentlich auftreten – dann könnten die folgenden Vorschläge etwas für Sie sein. Komplett gratis.
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Stand: 22.04.2024