Aktien sind eine wunderbare Geldanlage. Wer breit gestreut investiert, kann sich seit vielen Jahrzehnten über hohe Wachstumsraten freuen. Der Deutsche Aktienindex startete 1988 mit etwas mehr als 1.000 Punkten. Aktuell setzt der Dax abermals Rekordmarken mit mittlerweile mehr als 18.000 Punkten.
Zwar verlor zugleich auch das Geld ein Stück weit an Wert, aber der Zuwachs ist dennoch beachtlich. Dafür gibt es mehrere Ursachen: unter anderem das Wirtschaftswachstum, die Globalisierung, das Anhäufen von Vermögenswerten über Jahre und Generationen – aber auch das Bevölkerungswachstum. 1988 lebten in der BRD 63 Millionen Menschen. Heute sind es 85 Millionen. Analog dazu stieg die Zahl der Erwerbstätigen laut Statistischem Bundesamt von 31 auf 47 Millionen.
Allerdings liegt die Geburtenrate schon länger unterhalb der Wachstumsschwelle. Jedes Jahr sterben mehr Menschen, als geboren werden. Die Bevölkerung in der Bundesrepublik wächst nur wegen Zuzugs aus dem Ausland – sowie 1990 wegen der Wiedervereinigung.
Deutsche Unternehmen, gerade jene, die Teil des Dax sind, exportieren viel. Doch auch weltweit ist ein Ende des Bevölkerungswachstums abzusehen. Selbst in den USA, die lange Zeit noch ein Geburtenplus hatten, ist die Geburtenrate nun unterhalb der Wachstumsschwelle. In China schrumpft die Bevölkerung seit 2 Jahren.
Wer aber heute mit 30 für seine Altersvorsorge anlegt, den interessiert, wie stark die Börsen auch in 30 Jahren und mehr noch zulegen können. Wir fragen daher den Chefvolkswirt des Wertpapierhauses der Sparkassen-Finanzgruppe DekaBank, Dr. Ulrich Kater, wie Demografie und Aktienmärkte zusammenhängen.
3 Fragen zu Geld an
Dr. Ulrich Kater
Herr Dr. Kater, „mehr Menschen – mehr Umsatz – höhere Aktienkurse“, wie valide ist diese Logik?
Das ist etwas zu einfach. Die Umsätze können zwar durch eine Zunahme an Konsumenten gesteigert werden. Mehr Produktion geht allerdings für die Unternehmen mit steigenden Kosten einher. Deshalb führen Umsatzzuwächse nicht automatisch zu höheren Gewinnen. An den Kapitalmärkten sind aber vor allem Gewinne entscheidend für die Ermittlung von Aktienkursen und haben für Anlegerinnen und Anleger eine größere Bedeutung als Umsatzzahlen. Deshalb ist vor allem die Produktivität von Unternehmen wichtig. Wenn diese nachhaltig, beispielsweise durch technologische Fortschritte, gesteigert werden kann, können höhere Umsätze und höhere Gewinne erzielt werden. Dies wiederum führt zu einer besseren Bewertung und höheren Aktienkursen.
Eine schrumpfende Bevölkerung hat den Fachkräftemangel zur Folge, aber auch einen Schwund an Käufern und Käuferinnen. Was heißt das für Anlegerinnen und Anleger? Müssen sie dadurch langfristig mit geringeren Renditen rechnen?
In der Tat ist die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen zumindest teilweise abhängig von der Anzahl an Menschen, die diese konsumieren und nutzen. Eine schrumpfende Bevölkerung führt deshalb aber nicht zwingend zu geringerer Nachfrage. Entscheidend ist vielmehr die Entwicklung von Einkommen und Wohlstand. Der Konsum pro Kopf steigt weiter an. Eine Obergrenze, ab der die Menschen keine weiteren Bedürfnisse artikulieren, scheint selbst in wohlhabenden Ländern wie Deutschland noch lange nicht erreicht. Deshalb kann auch eine schrumpfende Bevölkerung, die über mehr Geld verfügt, genauso viel nachfragen wie eine größere Anzahl an Menschen mit geringerem Wohlstand. Da wir weiterhin von Wohlstandszuwächsen ausgehen, erwarten wir auch eine stabile Nachfrage. Daher müssen Anlegerinnen und Anleger langfristig nicht mit geringeren Renditen rechnen.
Zweifellos gibt es auch Branchen, die besonders von der alternden Bevölkerung profitieren. Wie können Anlegerinnen und Anleger daran teilhaben?
Sicherlich werden Branchen wie beispielsweise der Gesundheitssektor oder bestimmte Konsumbereiche wie Reisen auch an den Kapitalmärkten auf Grund der Demografie vermehrt in den Fokus rücken. Die Aussichten für einzelne Branchen können sich jedoch trotz großer Trends wie dem demografischen Wandel schnell ändern und sind von vielen, auch kurzfristigen Einflüssen abhängig. Um zu große Risiken bei der Anlage zu vermeiden, ist es daher nicht ratsam, zu intensiv in einzelne Branchen zu investieren. Das Wachstum der Weltwirtschaft begünstigt am Ende alle Branchen, auch weil sich die meisten Branchen an technologische Änderungen und demografische Trends anpassen.
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Stand: 02.04.2024