Mit der Erhöhung des EZB-Leitzinses haben viele Menschen wieder Hoffnung, höhere Zinsen auf ihr Geld zu erhalten. Aber mit aktuell knapp 9 Prozent frisst die Inflation die Renditen auf Festzinsanlagen wie Sparbücher, Tagesgeld- und Festgeldkonten auf. Andere Geldanlagen versprechen zum Teil deutlich höhere Gewinne – auch real. Doch sie bringen natürlich auch ein höheres Verlustrisiko mit sich.
Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt des Wertpapierhauses der Sparkassen-Finanzgruppe DekaBank, erklärt, ob und welche Anlagemöglichkeiten noch echtes Gewinnpotenzial haben.
Die Banken lassen sich ungewöhnlich viel Zeit mit der Weitergebe der höheren Leitzinsen. Das liegt daran, dass sie so schnell gestiegen sind. Höhere Zinsen auf der Einlagenseite gelten gleich für fast alle Einlagen. Dagegen sind auf der Kreditseite höhere Zinsen immer nur für neu abgeschlossene Kredite. Die Einlagenzinsen werden aber langsam weiter ansteigen, weil die Notenbanken trotz des gegenwärtigen Stresses im Bankensektor die Leitzinsen erneut anheben werden.
Tagesgelder erwirtschaften zwar wieder Zinsen, aber leider zu wenig. Die Inflation wird noch auf lange Zeit eher bei 4 Prozent und darüber liegen als bei den von der EZB angestrebten 2 Prozent. Am besten gehen die Sparerinnen und Sparer einen Kompromiss ein: Einen Teil ihres Geldes lassen sie auf Tagesgeldkonten oder in Sparbriefen. Das sind die kurzfristigen Vermögensbestandteile, die in wenigen Jahren benötigt werden. Den anderen größeren Teil ihres Ersparten, die langfristigen Vermögensteile, sollten sie im Wertpapierbereich anlegen.
Langfristig, also in Zeiträumen von 10, 20 oder gar 30 Jahren sind breit gestreute Aktienanlagen am sichersten. Sie erwirtschaften mehr als Tagesgeld oder Sparguthaben und ebenfalls mehr als Anleihen. Ein gut gemischtes Anlageportfolio schafft es heute aber auch wieder, die Inflation zu schlagen. So problematisch der Zinsanstieg für die Banken auch vorübergehend sein mag: Für die privaten Haushalte ergeben sich endlich wieder Möglichkeiten, den Werteschwund bei ihrem Geldvermögen aufzuhalten. Dazu gehören Tagesgelder genauso wie Wertpapieranlagen.
Stand: 30.03.2023