Ein Restaurantmitarbeiter mittleren Alters mit Schürze und weißem Hemd hängt ein Weinglas in einen Gläserhalter über dem Tresen.

Werden Restaurantbesuche bald unbezahlbar?

Küchen-Alarm in der Gastronomie
Das Gastgewerbe ist bereits seit einigen Jahren von den Folgen der Corona-Pandemie gezeichnet. Die hohen Kosten für Lebensmittel und Energie haben seine Herausforderungen weiter verschärft. Doch nun plant die Bundesregierung, die Mehrwertsteuer auf Speisen wieder anzuheben. Das hätte zusätzliche Auswirkungen auf die Preise in Restaurants, Cafés und Imbissbuden. Branchenexperten warnen vor den Konsequenzen für die Gastronomie und ihre Gäste.

Das Wichtigste in Kürze:

Schwierige Ausgangslage

Das Gastgewerbe hat zwar im ersten Halbjahr 2023 seinen Umsatz deutlich gesteigert. Laut Statistischem Bundesamt waren das real (also preisbereinigt) 5,8 Prozent und nominal (nicht preisbereinigt) sogar 15,8 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Dennoch haben die Betriebe das Niveau von 2019, also vor der Coronakrise, deutlich verfehlt.

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) betont, dass die Lage in der Gastro-Szene weiterhin angespannt sei: Neben dem Fachkräftemangel liege das vor allem an den gestiegenen Lebenshaltungskosten. Sie machten höhere Preise für Speisen und Getränke notwendig und veranlassten viele Menschen dazu, seltener ins Restaurant zu gehen.

Counter Positive Entwicklung

Gastrobetriebe

müssen nach Angaben von Dehoga schließen

Rückkehr der höheren Mehrwertsteuer befürchtet

Nun droht eine zusätzliche Belastung: Die Bundesregierung plant, ab 2024 den Mehrwertsteuersatz auf Speisen wieder auf 19 Prozent anzuheben. Während der Pandemie hatte sie ihn auf 7 Prozent gesenkt, um die Branche zu unterstützen. Diese Regelung sollte zunächst bis Ende 2022 gelten, wurde jedoch aufgrund der deutlich gestiegenen Energiepreise bis Ende 2023 verlängert.

Die finanziellen Einbußen durch diese Steuerermäßigung belaufen sich auf mehr als 11 Milliarden Euro für den Staat. Die Rückkehr zur höheren Mehrwertsteuer könnte deutliche Preissteigerungen nach sich ziehen. Viele Gastronomen müssten neu kalkulieren, um die gestiegenen Kosten auszugleichen.

Restaurantbesuch bald nur noch für Besserverdienende?

Ein Schnitzel kostet dann etwa 2 Euro mehr. Für eine Pizza müssten die Haushalte knapp 20 Euro zahlen. Der Preis für einen Döner steigt auf mehr als 7 Euro, und eine Portion Pommes mit Mayo oder Ketchup schlägt mit 6 Euro zu Buche.

Die Gastrobranche befürchtet, dass damit ein Restaurantbesuch in Deutschland für die meisten Menschen ein eher luxuriöses Unterfangen würde. Hauptsächlich Besserverdienende könnten es sich unter diesen Umständen noch leisten, außer Haus zu essen.

Geringere Qualität und kürzere Öffnungszeiten

Außerdem warnen Gastronominnen und Gastronomen davor, dass die steigenden Kosten und die Rückkehr zur höheren Mehrwertsteuer das Preis-Leistungs-Verhältnis verschlechtern: Sie müssten unter anderem beim Einkauf sparen. Das bedeute eine geringere Qualität. Sie könnten beim Fleisch nicht mehr so viel Wert auf artgerechte Tierhaltung legen. Oder sie müssten statt unverpackter Ware wieder auf billigere Produkte in Plastik zurückgreifen.

Und: Obwohl viele Restaurants ohnehin unter dem Fachkräftemangel leiden, müssten sie vermutlich auf weitere Mitarbeitende verzichten. Das wirke sich negativ auf den Service aus – und damit auf die Gäste. Obendrein müssten sie die bereits reduzierten Öffnungszeiten möglicherweise noch weiter einschränken.

7 Tipps: Energiesparmöglichkeiten in der Gastronomie

Hoffen auf Erholung

Der Dehoga fordert daher, die Mehrwertsteuer in der Gastronomie bis auf weiteres bei 7 Prozent zu belassen, um die Betriebe nachhaltig zu unterstützen. Eine aktuelle Umfrage habe ergeben, dass im Fall einer Anhebung bundesweit rund 12.000 Betriebe schließen müssten. Der Verband verweist zudem darauf, dass in der EU eine reduzierte Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie die Regel sei.

Auch der Branchenreport Gastronomie der Sparkassen-Finanzgruppe kommt zu dem Ergebnis, dass die Situation vorerst schwierig bleibt. Angesichts von Krieg, Rezession und Inflation seien die Entwicklungen von hoher Unsicherheit geprägt. Eine Besserung der Lage sei vorerst nicht in Sicht.

Die Sparkassen begleiten die Gastronomiebetriebe in ihren Geschäftsgebieten schon seit vielen Jahren. Sie stehen ihnen mit den passenden Finanzprodukten ebenso zur Seite wie mit modernsten Kartenlesegeräten und bieten ihnen eine große Bandbreite an Serviceleistungen, wie etwa Business Checks oder Digitalisierungsberatungen.

Stand: 29.08.23

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