Eine Familie geht auf einem Wochenmarkt einkaufen. Sie schauen sich die Tomaten an.

Inflationsrate: Das bedeutet sie für Energie und Nahrungsmittel

2,5 Prozent
Es gibt gute Nachrichten: Die Preise sind erneut langsamer gestiegen. Voraussichtlich steigen die Löhne und Gehälter dieses Jahr damit sogar stärker als die Lebenshaltungskosten. Wir schauen uns die Zahlen näher an und zeigen, was sich bei den Energiepreisen getan hat.

Das Wichtigste in Kürze:

Die große Inflation scheint Geschichte zu sein. Das zeigen neue Zahlen des Statistischen Bundesamts .

Die Teuerungsrate lag im Februar 2024 bei 2,5 Prozent. Die Inflationsrate ist damit erheblich kleiner als zum Höhepunkt der Teuerungswelle. Zu Spitzenzeiten im Herbst 2022 und dem folgenden Winter betrug der Preisanstieg knapp 9 Prozent verglichen mit dem Vorjahreszeitraum.

Die Inflationsrate erreicht so den niedrigsten Stand seit Juni 2021. Eine gewisse Teuerung – von etwa 2 Prozent – ist sogar von der Europäischen Zentralbank erwünscht. Dieses Ziel ist in Sichtweite.

Sinkende Energiepreise schwächen die Teuerung

Es gibt auch Sachen, die im Jahresverlauf günstiger geworden sind. Dazu zählt vor allem Energie. Für Strom, Heizung und Kraftstoffe mussten die Menschen weniger ausgeben: Die Energiepreise waren im Februar um 2,4 Prozent niedriger als im Vorjahresmonat.

Nachdem Russland seine Gaslieferungen über Nord Stream 1 und 2 eingestellt hatte sowie durch Sanktionen ein Großteil der Energielieferungen weggefallen waren, haben sich die Marktpreise mittlerweile stabilisiert. Verglichen mit dem Jahr 2020 müssen die Menschen in Deutschland nun etwa 50 Prozent mehr für Gas, Strom und andere Brennstoffe ausgeben, wie das Statistische Bundesamt  aufschlüsselt. Immerhin: Zeitweilig lag der Anstieg sogar bei 57 Prozent.

Hoffnung macht der Blick auf den Erdgaspreis am Weltmarkt. Dieser ist im Februar nochmals erheblich gesunken.2022 war der Preis um mehr als das Vierfache gestiegen. Die Gastarife für Verbraucher fallen – wenn auch mit Verzögerung – entsprechend. Verbraucher und Verbraucherinnen zahlen im Schnitt 10 Cent/kWh, laut Verivox .

Die Kaufkraft steigt

Positiv entwickelt sich die Verdienstseite. 2023 stiegen die Löhne und Gehälter um 6 Prozent, sogar etwas stärker als die Verbraucherpreise. Somit blieb am Ende des Monats etwas mehr Geld übrig. Die Reallohnentwicklung ist erstmals seit 2019 wieder leicht positiv. Und auch für 2024 rechnen die Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe damit, dass das Lohnplus über der Inflationsrate liegen wird. Die Kaufkraft würde damit steigen.

Der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Dr. Ulrich Reuter, gibt einen positiven Ausblick: „Noch drückt uns alle die Inflation. Sie ist aber bereits zurückgegangen und wird sich langsam normalisieren.“ Die höheren Leitzinsen würden Wirkung zeigen. Die EZB dämpft damit die Konjunktur, um die Preise durch eine geringere Nachfrage zu drücken. „Zinssenkungen können sicher erst dann erfolgen, wenn der Kampf gegen die Inflation verlässlich gewonnen ist.“

Warum die gefühlte Inflation höher ausfallen kann

Obwohl die Inflationsrate im Februar 2024 nur 2,5 Prozent betrug, erscheint die Teuerung vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern im Alltag höher. Der Schlüssel für dieses Phänomen liegt in der unterschiedlichen Wahrnehmung von Preiserhöhungen.

Lebensmittel, die wir täglich konsumieren, haben einen großen Einfluss auf unser Inflationsempfinden. Da wir regelmäßig Lebensmittel einkaufen, fallen uns Preiserhöhungen hier besonders auf. Im Gegensatz dazu werden Kosten wie Energie, die zwar einen großen Anteil am Haushaltsbudget haben, aber weniger häufig bezahlt werden, in der Wahrnehmung oft weniger stark gewichtet.

Die Teuerungsrate für Nahrungsmittel ist deutlich zurückgegangen. So waren Lebensmittel nur 0,9 Prozent teurer als im Vergleich zum Vorjahresmonat. Damit liegen sie seit November 2021 erstmalig wieder unterhalb der allgemeinen Preissteigerungsrate.

Es gibt darüber hinaus weitere Gründe, warum die gefühlte Inflation höher sein kann als die offiziell gemessene Inflationsrate:

  1. Selektive Wahrnehmung: Menschen neigen dazu, Preiserhöhungen stärker wahrzunehmen als Preisreduktionen oder stabile Preise. Dies führt dazu, dass die Wahrnehmung der Inflation oft höher ist als die tatsächliche.
  2. Alltägliche Ausgaben: Wie bereits erwähnt, haben häufig gekaufte Artikel wie Lebensmittel und Benzin einen überproportionalen Einfluss auf die Wahrnehmung der Inflation. Wenn die Preise für solche alltäglichen Güter steigen, wird die Inflation stärker gespürt. Werden Laptops beispielsweise günstiger oder haben eine höhere Leistung zum gleichen Preis, ist das schwerer greifbar, fließt in die offiziellen Daten aber mit ein.
  3. Medienberichterstattung: Die Art und Weise, wie über Inflation in den Medien berichtet wird, kann auch die Wahrnehmung beeinflussen. Häufige Berichte über steigende Preise können dazu führen, dass Menschen glauben, die Inflation liege höher, als sie tatsächlich ist.
  4. Persönliche Finanzlage: Die individuelle finanzielle Situation spielt ebenfalls eine Rolle. Personen mit geringerem Einkommen, die einen größeren Anteil ihres Einkommens für Grundbedürfnisse ausgeben müssen, spüren Preiserhöhungen stärker.
  5. Regionale Unterschiede: Die Inflationsraten können regional variieren. In einigen Gebieten oder Städten könnten die Preise schneller steigen als im nationalen Durchschnitt, was die Wahrnehmung der dort lebenden Menschen beeinflusst.
  6. Psychologische Faktoren: Inflationserwartungen können auch psychologisch bedingt sein. Wenn Menschen erwarten, dass die Preise steigen werden, fallen ihnen Preisänderungen auch stärker auf.

Bauzinsen und Zinsen für Anleihen fallen bereits

Die hohen Inflationsraten waren der Hauptgrund, warum die Europäische Zentralbank (EZB) in den vergangenen anderthalb Jahren die Leitzinsen so stark erhöht hat. Dadurch gab es zwar mehr Zinsen auf das Ersparte. Wer aber einen Kredit brauchte, etwa um ein Haus zu bauen, musste mit entsprechend höheren Zinssätzen kalkulieren. Da die Inflation in diesem Jahr mittelfristig deutlich zurückgehen soll, könnte die EZB die Leitzinsen wieder senken.

Ein Blick an die Börse verrät aber, dass viele Anlegerinnen und Anleger schon seit Wochen mit fallenden Leitzinsen rechnen. So sind die Zinsen für viele Anleihen, mit denen sich Staaten und Unternehmen finanzieren, bereits gefallen. Lag die Rendite für deutsche Staatsanleihen im Oktober bei 3 Prozent, sind es im Februar 2024 noch 2,3 Prozent. Die Bauzinsen betragen wieder etwa 3,5 Prozent. Im Oktober 2023 lagen sie zum Teil noch bei rund 4,5 Prozent.

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Stand: 05.03.2024



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