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Hohe Zinsen belasten: Studienkredite gehen stark zurück

Studienfinanzierung 2025
Wie können Studierende ihr Studium finanzieren, wenn BAföG oder familiäre Unterstützung nicht möglich sind? Über viele Jahre galt der KfW-Studienkredit als wichtige Säule der Studienfinanzierung. Doch aktuell brechen die Neuabschlüsse drastisch ein.
Das Wichtigste in Kürze:
  • KfW-Studienkredite gehen bei Neuverträgen um 80 Prozent zurück.

  • Ersatzfinanzierungen (regionale Studienkredite, Stipendien u. ä.) sind nur punktuell verfügbar.

  • Seit die Zinsobergrenze für Studienkredite weggefallen ist, belasten steigende Kosten die Studierenden zusätzlich.

Das ist der Stand: Laut der Jugendbefragung Ausbildungsperspektiven 2025 der Bertelsmann Stiftung streben immerhin 40 Prozent der Schulabgänger und -abgängerinnen ein Studium an. Trotz der beachtlichen Studienmotivation stellt sich für viele junge Menschen mehr denn je die Frage: Können sie sich ein Studium überhaupt leisten?

Zinslast und Bildung: Eine stille Krise?

Immer weniger Studierende in Deutschland schließen einen Studienkredit ab. Das offenbart die jüngste Auswertung des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE). So gab es im Jahr 2024 nur noch knapp 13.000 Neuverträge – ein Einbruch um fast 80 Prozent im Vergleich zu 2014, als noch rund 60.000 neue Studienkredite vergeben wurden. Insbesondere der staatliche KfW-Studienkredit, lange das zentrale Instrument zur akademischen Finanzierung, hat deutlich an Bedeutung verloren.

Der KfW-Studienkredit ermöglicht flexible monatliche Zahlungen von 100 bis 650 Euro üblicherweise über maximal 14 Semester, ohne elterliche Sicherheiten, mit einer späteren Rückzahlung zu marktüblichen Zinsen nach der Studienzeit. Hier bewegt sich das Neugeschäft derzeit auf sehr niedrigem Niveau.

Flexibler, aber auch riskanter: die Abschaffung der Zinsobergrenze

Als im April 2006 der KfW-Studienkredit eingeführt wurde, gab es eine garantierte Zinsobergrenze, die einen maximalen Zinssatz festlegte und so die Kosten für Studierende kalkulierbar und sicher machte. Seit April 2017 gibt es keine Obergrenze mehr. Seitdem richtet sich der Zinssatz flexibel nach dem 6-Monats-Euribor (zuzüglich einer Marge, also dem Aufschlag der Bank), was theoretisch unbegrenzte Schwankungen nach oben und unten erlaubt.

Anfangs führte das bei damals sehr niedrigen oder negativen Euribor-Werten zu günstigeren Konditionen und mehr Attraktivität. Langfristig erhöhte sich dadurch jedoch das Risiko für Kreditnehme. Insbesondere seit 2022/2023 mit deutlich steigenden Euribor-Sätzen, die die Kreditkosten stark in die Höhe trieben. So stieg der effektive Zinssatz laut KfW bis Juli 2025 auf rund 6,3 Prozent an – was viele Studierende abschreckt und das Angebot unattraktiv macht.

Euribor – was ist das?

Referenzzinssatz für Kredite in der Eurozone

Der Euribor (Euro Interbank Offered Rate) ist ein täglich berechneter Referenzzinssatz, zu dem sich europäische Banken kurzfristig untereinander Geld leihen, typischerweise für Laufzeiten von 1Woche bis 12 Monaten. Er wird aus den durchschnittlichen Zinssätzen einer ausgewählten Bankengruppe gebildet, nachdem die extremsten Werte herausgerechnet sind. Der Euribor dient als wichtige Grundlage für die Zinsberechnung zahlreicher Finanzprodukte in der Eurozone, eben auch für Studienkredite wie den der KfW, dessen Zinssatz sich am 6-Monats-Euribor orientiert.

Alternative Finanzierungswege: nur vereinzelt und nicht für alle zugänglich

Angesichts des Zinsniveaus weichen Studierende zunehmend auf andere Möglichkeiten aus. Einzelne Sparkassen und Banken bieten Bildungs- oder Studienkredite teils regional begrenzt und zu variablen Konditionen an. Auch der staatliche Bildungskredit des Bundesverwaltungsamts (BVA) ist eine Option, richtet sich jedoch vorrangig an fortgeschrittene Semester. Weiterhin existieren Darlehenskassen einiger Studentenwerke sowie spezielle Angebote von Stiftungen, deren Plätze jedoch stark begrenzt sind.

Unverändert relevant bleibt das staatliche BAföG, das jedoch an bestimmte Förderkriterien geknüpft ist.

Stipendienprogramme, die gute Leistungen, gesellschaftliches Engagement und eine Immatrikulation an einer anerkannten Hochschule voraussetzen, helfen ebenfalls bei der Studienfinanzierung. In der Vergangenheit nahmen etwa 100.000 Studierende solche Angebote in Anspruch. Derzeit erhalten noch etwa 36.000 Studierende finanzielle Unterstützung über Bildungsfonds oder Studienkredite. Das entspricht rund 1,3 Prozent der insgesamt etwa 2,9 Millionen Studierenden in Deutschland. Hier und da geht noch was, doch es gibt keine flächendeckenden Lösungen. Bildungsexperten betonen daher die Notwendigkeit zügiger politischer Lösungen, um die Chancengleichheit im Hochschulbereich zu sichern.

Hinweis

Die Auswertung des CHE stellt bundesweite und regionale Angebote dar. Die Konditionen können sich jedoch jederzeit ändern.

Zwischen Kreditlücke, Wohnungssuche und Jobmarathon

Die Entwicklung hat unmittelbare Auswirkungen: Die Suche nach Ersatz für den einst verlässlichen KfW-Studienkredit fällt angesichts steigender Lebenshaltungskosten immer schwerer. Vor allem in Uni-Metropolen wie Berlin oder München drücken Zimmermangel und hohe Mieten das Budget junger Menschen zusätzlich – auch der Verbleib im Hotel Mama ist keine planbare Alternative, wenn das Studium in einer anderen Stadt erfolgt.

Zahlreiche junge Menschen stehen daher vor der Frage: Wie lässt sich das Studium angesichts steigender Lebenshaltungskosten überhaupt noch finanzieren? Viele Studierende müssen verstärkt auf Nebenjobs ausweichen, die Studiendauer verlängern – oder sehen sich im schlimmsten Fall mit einem drohenden Studienabbruch konfrontiert. Die Bundesregierung hat sich im Koalitionsvertrag für faire Kreditbedingungen und ein Produkt mit Zinsbindung ausgesprochen. Konkrete Gesetzesinitiativen gibt es bislang noch nicht.

Studienkredite sind nach wie vor wichtig

Rund 210.000 Personen in Deutschland befinden sich, nach Angaben der KfW und des CHE, aktuell in der Rückzahlungsphase eines Studienkredits. Das bedeutet, sie haben ihr Studium bereits abgeschlossen und tilgen nun ihre aufgenommenen Darlehen. Die hohe Zahl an Rückzahlenden unterstreicht, wie wirkungsvoll der Studienkredit für sie war. Genau diese Finanzierung hat ihnen geholfen, ihre Ausbildung zu realisieren.

Bis heute bleibt der Studienkredit trotz rückläufiger Neuabschlüsse und steigender Zinsen eine wichtige Hilfe. Auch, wenn die Kreditnehmenden oft über Jahre an die Rückzahlung gebunden sind – ein Studienkredit ermöglicht vielen Absolventen und Absolventinnen ihre Lebenshaltungskosten zu finanzieren und ihren Berufswunsch zu verwirklichen.

Stand: 29.07.2025

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