Finanzielle Engpässe lassen sich mit einem Gang ins Pfandleihhaus überbrücken.
Unkompliziert und ohne Bonitätsprüfung lassen sich Dinge zu Geld umtauschen, um kurzfristig zahlungsfähig zu sein.
Die Zinsen und Gebühren eines Pfandkredits können aber so hoch sein, dass ein regulärer Kredit die bessere Lösung ist.
Pfandkredite boomen wieder
Sobald sie das Wort Pfandleihe hören, denken viele Menschen an dubiose Geschäfte in dunklen Hinterzimmern, bei denen Geld zu horrenden Zinsen im Tausch gegen persönliche Wertgegenstände verliehen wird. Dabei handelt es sich um ein ebenso einfaches wie seriöses Geschäftsmodell: Wer schnell und unbürokratisch Bargeld braucht, kann im Pfandleihhaus einen Wertgegenstand hinterlegen. Dafür werden eine monatliche Gebühr sowie festgelegte Zinsen fällig. Sobald man das geliehene Geld zurückzahlt, gibt's den hinterlegten Gegenstand zurück.
Außerdem gibt es in Deutschland schon seit mehr als 50 Jahren die sogenannte Pfandleiherverordnung. Sie stellt sicher, dass kein Interesse daran bestehen kann, den Wert einer Ware zu sehr zu drücken. Denn der Verdienst der Pfandleihhäuser über die Zinsen und Gebühren orientiert sich an diesem Auszahlungsbetrag.
Wegen der in den vergangenen Jahren gestiegenen Lebenshaltungskosten boomt dieses Geschäftsmodell wieder. Dem Statistischen Bundesamt zufolge stieg der Umsatz der Branche im Jahr 2022 auf mehr als 191 Millionen Euro. Fünf Jahre zuvor lag der Wert noch bei 71 Millionen Euro.
Ihr Besuch im Pfandleihhaus – unsere Tipps
Ein Pfandkredit eignet sich, um kurzfristig und unbürokratisch einen finanziellen Engpass zu überbrücken. Im Gegensatz zu anderen Krediten spielt die Bonität, also Zahlungsfähigkeit, keine Rolle. Außerdem entfällt die Nachfrage bei Kreditauskunfteien wie der Schufa. Aber: Der finanzielle Gegenwert, also der Auszahlungsbetrag, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab.
Neben der Art der Wertsache spielen auch die individuellen Konditionen des jeweiligen Pfandhauses eine Rolle. In der Regel können die Verpfänderin oder der Verpfänder mit 40 bis 70 Prozent des aktuellen Marktwertes rechnen. Manchmal erhalten Sie aber auch nur ein Viertel bis die Hälfte des derzeitigen Verkaufswerts.
So funktioniert die Pfandleihe:
- Sie gehen in ein Pfandleihhaus und legen einen Wertgegenstand als mögliches Pfand vor.
- Voraussetzung ist, dass Sie volljährig sind und sich mit einem gültigen Personalausweis oder Reisepass ausweisen können.
- Außerdem muss der Pfandgegenstand Ihr persönliches Eigentum und vollständig bezahlt sein.
- Ein sogenannter Taxator oder eine Taxatorin begutachtet den Gegenstand und macht ein Angebot über die Höhe des Pfandkredits sowie über Zinsen und Gebühren.
- Wenn Sie mit dem Betrag und den Konditionen einverstanden sind, wird ein Pfandschein erstellt und Sie erhalten Ihr Geld umgehend in bar.
- Sobald Sie Ihren Pfandkredit zuzüglich der angefallenen Zinsen und Gebühren zurückzahlen, erhalten Sie Ihr Pfand wieder.
- Lösen Sie Ihr Pfand nicht innerhalb der vereinbarten Laufzeit aus, wird es versteigert.
- An einem eventuellen Gewinn werden Sie beteiligt.
Von A bis Z: Diese Wertgegenstände können Sie beleihen
Viele Kundinnen und Kunden möchten nur Schmuck oder Uhren beleihen. Aber die Pfandleihhäuser nehmen auch andere Gegenstände an. Viele von ihnen sind auf bestimmte Wertsachen spezialisiert. Es gibt sogar Auto-Pfandleihhäuser, um Autos oder Motorräder zu beleihen.
Im besten Fall bekommen Sie bis zu 80 Prozent des Autozeitwertes sofort ausgezahlt. Orientiert wird sich dabei an den marktüblichen Listenpreisen. Der Auszahlungsbetrag kann sich weiter erhöhen, wenn Sie als Kreditnehmerin oder Kreditnehmer das Auto in einem gepflegten Zustand abgeben und ein Checkheft nachweisen können. Und: Durch das Sale-and-Rent-Back-Verfahren können Sie Ihr Auto weiter nutzen.
Übliche Gegenstände für die Pfandleihe sind unter anderem:
- Armbanduhren
- Autos
- Bilder/ Gemälde
- Brillantschmuck
- Edelmetallbarren und handelsübliche -münzen
- Fahrräder
- Ferngläser
- Fernsehgeräte
- Goldschmuck
- Großuhren besonderer Marken
- Heimwerkergeräte
- Kameras
- Luxusartikel renommierter Marken (Handtaschen, Koffer, Portemonnaies)
- Motorräder
- Musikinstrumente
- Notebooks
- Pelzkleidung
- Porzellan
- Silberwaren
- Smartphones
- Spielkonsolen
- Taschenuhren
- Weine renommierter Weingüter
- Zigarrenabschneider aus Edelmetall
Gegenstand beleihen, ohne weitere Risiken
Pfandkreditvertrag mit banküblichen Zinsen
Gesetzliche Laufzeit: 3 Monate
Pfand bleibt Eigentum des Verpfänders oder der Verpfänderin
Ordentliche Verwahrung und Versicherung des Pfands gegen Feuer, Wasserschäden, Einbruchdiebstahl und Raub
Gebühren bei Pfandkrediten beachten, da frei vom Pfandleihhaus gestaltbar
Häufige Verlängerungen machen Kredite durch Zinsen und Gebühren unrentabel (effektiver Jahreszins ca. 40% oder mehr)
Nach 3 Monaten ohne Rückzahlung: Eigentum geht an Pfandhaus über, meist Auktionsverkauf
Alternative: Ratenkredit
Generell sollten Sie überlegen, ob Sie auf bestimmte Gegenstände, wie etwa Unterhaltungselektronik oder Markenkleidung beziehungsweise Luxusartikel, dauerhaft verzichten können – und sie eher verkaufen. Zudem ist es ratsam abzuwägen, ob sich die finanzielle Lage in den kommenden Wochen wirklich so sehr verbessert, dass Sie die Wertsachen wieder auslösen können.
Als mittel- bis langfristige Lösung empfiehlt sich auf jeden Fall ein regulärer Ratenkredit bei Ihrer Sparkasse oder Bank. Der ist zwar mit mehr Bürokratie verbunden. Aber er wird in der Regel auch schnell ausbezahlt – und ist in vielen Situationen sehr viel günstiger. Außerdem kann Ihnen eine persönliche Kreditberatung dabei helfen, sich vor Überschuldung oder Privatinsolvenz zu schützen.
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Stand: 19.04.2024