Ergebnisse der britischen „True Cost“-Studie zeigen, dass wir für unsere Lebensmittel teils zweimal Geld in die Hand nehmen müssen. Erstens am Kassenband und zweitens für die Kosten, die durch Gesundheits- und Umweltschäden entstehen.
Fällig werden diese Kosten durch Steuern, Abgaben und Krankenkassenbeiträge. Wird diese Differenz nicht ausgeglichen, verlagert sie sich auf die Natur und kommende Generationen.
Vergleicht man die Preise von biologisch und konventionell angebauten Lebensmitteln aus dieser Perspektive, sind erstere meistens günstiger.
Zwar lässt die Inflation die Preise aktuell in die Höhe schnellen. Trotzdem sind die Lebensmittelpreise noch verhältnismäßig niedrig, wenn man die sogenannten „versteckten Kosten“ betrachtet. Dazu zählen Gesundheitskosten, die durch Stickoxide, Feinstaub und Treibhausgase entstehen. Auch Schäden durch Bodenerosion, Überdüngung, Antibiotikaresistenzen und Bewässerung für den Lebensmittelanbau in trockenen Regionen schlagen sich aktuell noch nicht vollständig im Preis nieder. Müssten beim Einkaufen auch die Umwelt- und Gesundheitskosten bezahlt werden, dann würde sich der Preis je nach Lebensmittel teils mehr als verdoppeln.
Über 90 Prozent der Lebensmittel, die in Supermärkten und Discountern zu finden sind, werden konventionell hergestellt. Günstige Produkte sind gefragt, weil der Preis erheblich zur Kaufentscheidung beiträgt. In der Summe betrachtet kann biologischer Landbau jedoch auf lange Sicht und unter Umständen kostengünstiger dargestellt werden.Welche Faktoren müssten für vollständige Preise einbezogen werden:
Lebensmittel trugen 2022 das bekannte Bio-Siegel.
Langzeitstudien, die die Produktivität und die Umweltwirkungen von kleinen Betrieben mit konventionellen Betrieben vergleichen, stehen aktuell noch aus. Allerdings gibt es erste Erkenntnisse aus Forschungen: Sie weisen darauf hin, dass die Nutzung von Wechselwirkungen dazu beitragen kann, den Nährstoffgehalt pro Hektar bei biologischem Landbau zu erhöhen und den der herkömmlichen Landwirtschaft somit auf lange Sicht zu überholen.
Unsere Art der Landwirtschaft und der industrialisierten Nahrungsmittelproduktion hat eine lange Historie. Sie ist geprägt durch Technologie-Einsatz, die Globalisierung und die Aufteilung von Arbeitsprozessen. Patrick Holden, Geschäftsführer des Sustainable Food Trust, sieht deswegen auch keine Schuldigen, sondern viele Mitverantwortliche. Umgekehrt bedeutet das, dass die Landwirtschaft nicht allein die Lösung finden kann. Politik, Handel und Wirtschaft sind gefordert, das Bildungssystem und wir alle als Bürger und Bürgerinnen.
Stand: 18.06.2022