Die Verbraucherstimmung in Deutschland ist so gut wie schon lange nicht mehr. Das Konsumbarometer des des Handelsverbandes Deutschland HDE – eine Umfrage unter 1.600 Menschen – stieg im Mai von 96,1 auf 97,5 Punkte. Das ist mittlerweile der vierte Anstieg in Folge. Der Hauptgrund? Die sinkende Inflation. Sie liegt nun bei 2,2 Prozent und war zuletzt vor rund drei Jahren niedriger.
Wenn die Menschen weniger ausgeben, verhindert das ein Wirtschaftswachstum. Der zunehmende Optimismus könnte nun aber zu einem höheren privaten Konsum beitragen. Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt des Wertpapierhauses der Sparkassen-Finanzgruppe DekaBank, erklärt den Zusammenhang der Verbraucherstimmung mit unserem schwächelnden Wirtschaftswachstum – und wie sehr es die Lage an den Aktienmärkten beeinflusst.
3 Fragen zu Geld an
Dr. Ulrich Kater
Herr Dr. Kater, warum schauen die Konsumenten in unserem Land wieder positiver drein? Liegt das so sehr an der nachlassenden Inflation?
Die nachlassende Inflation wirkt sich schon sehr positiv auf die Stimmung der Verbraucherinnen und Verbraucher in unserem Land aus. Zusätzlich steigen die Einkommen. Wir rechnen damit, dass die Kaufkraftverluste der privaten Haushalte durch den Inflationsschock jetzt von Tarifabschluss zu Tarifabschluss repariert werden. In der Breite sind sie im kommenden Jahr vollständig wettgemacht. Weiterhin brauchen die Beschäftigen sich nicht groß zu ängstigen, bald ohne Job dazustehen. Zwar wird die Wirtschaft durch die Nachwirkungen von Corona und das Aufkommen der neuen Technologien und Produkte ziemlich durchgequirlt. Aber für jeden Job der wegfällt, entsteht gegenwärtig woanders mindestens ein neuer. Das bringt Sicherheit und steigert die Ausgabebereitschaft.
Welche weiteren relevanten Einflüsse hat die Stimmung der Menschen auf unsere gesamtwirtschaftliche Situation?
Die Stimmung der Menschen ist ein wesentlicher Konjunkturtreiber: Optimistische Verbraucher sind eher bereit Geld auszugeben und zu konsumieren. Das setzt sich fort, bei den Unternehmen, die dann mehr investieren, und beim Staat, der höhere Steuereinnahmen hat, die er wieder ausgeben kann. Es gibt definitiv Aufwärtsspiralen, die die gesamte Konjunktur nach oben spülen. Umgekehrt muss man bei negativen Ereignissen darauf achten, dass keine Negativspirale entsteht. Die großen Konjunkturprogramme zu Coronazeiten zielten genau darauf ab, die Stimmung nicht in eine kollektive wirtschaftliche Depression abgleiten zu lassen. Das ist gelungen: Nach den Lockdowns ging es mit der Wirtschaft wieder steil nach oben.
Was heißt das insgesamt für Anlegerinnen und Anleger? Welche Rückschlüsse können Privatanleger daraus für ihre Investitionsentscheidungen ziehen?
Die Anlegerinnen und Anleger sollten die Stimmung nicht so ernst nehmen. An den Finanzmärkten liegen zu-Tode-betrübt und Himmelhochjauchzend noch enger beieinander als in der Konjunktur. Sich einfach mal nicht anstecken lassen von den dicken Schlagzeilen, positiv wie negativ. Viel davon ist übertrieben. Ein gut diversifiziertes Portfolio, das den eigenen Bedürfnissen entspricht, und eine disziplinierte Investitionsstrategie sind eine gute Basis. Wer auch mal genau in die Gegenrichtung der jeweils herrschenden Panik oder Euphorie investiert, also sich etwa im Crash traut zuzugreifen, fährt in der Regel sehr gut.
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Stand: 23.05.2024